Konzert:

BEHEMOTH - The Polish Satanist Tour

Konzert vom 03.10.2014

„Wollen wir nicht mal ne' BEHEMOTH Show in Polen sehen?“, fragte mich mein Kumpel Arne Anfang des Jahres. „Ja, warum nicht?“, antwortete ich. Wie der Zufall es will, wurden die Tourdaten hierfür bekannt gegeben, als ich zu Ostern meine Verwandtschaft besuchte. Schnell Arne kontaktiert: „Ey, die spielen am 02.10. in Posen. Der Club ist auch nur 10 Minuten zu Fuß von der Wohnung meines Onkels entfernt. Am zweiten kann ich mir bestimmt einen Tag Urlaub nehmen. Hin da?“ „Jau!“ „Alles klar! Dann besorg ich uns gleich die Karten.“


Leider wurde einen Tag vor dem Konzert per Facebook bekannt gegeben, dass das Konzert vom 02. auf dem 06.10. verschoben wurde. Grund: Der Klub Eskulap, in dem das Konzert stattfinden sollte, gehört zur Posener Uni – genauer gesagt zur medizinischen Fakultät.   
Trotz des offiziell bestätigten Konzerts, meldete sich der medizinische Rektor beim Veranstalter und teilte mit, dass das Konzert nicht stattfinden kann, da der offizielle Beginn des Semesters just an diesem Tag sei und man selbst die Halle benötigte.
Da wir die Polenreise schon eingeplant hatten und mächtig Bock auf ein BEHEMOTH-Konzert hatten, wurde kurzer Hand entschieden, dass wir einfach das Konzert am 03.10. in Łódź mitnehmen. Im Endeffekt ist die Ortschaft auch nur 200 Kilometer weiter. So fuhren wir am 02. zu meinem Onkel, verbrachten einen Tag in Posen und fuhren einen Tag später aufs Konzert.


Ohne Probleme kommen wir Nachmittags an der Halle an. Etwas verwundert stellen wir fest, dass ein großes Polizeiaufgebot in der Nähe aufgestellt ist und die ganze Zeit wartet. Wir machen uns keine Gedanken und gehen Richtung Innenstadt, um noch etwas zu Bummeln und zu essen. Dabei marschieren wir zufällig an Nergal vorbei, der in einem fetten schwarzen Audi im Verkehr steckt und darauf wartet über die Ampel zum Klub zu kommen. „Nicht schlecht Herr Specht!“, denken wir uns. Der Herr scheint gut zu verdienen. Sei ihm auch gegönnt! Wer soviel tourt und so viel Arbeit in die Band steckt, der hat es auch verdient.  
Nach einem leckeren Mahl gehts’s wieder zum Veranstaltungsort. Dieser liegt gegenüber einer Kirche und da wird uns auch bewusst, was das Polizeiaufgebot zu bedeuten hat: Eine Protestbewegung hat sich angekündigt, um gegen das Konzert vorzugehen. Tja, sowas gibt’s bei einem BEHEMOTH Konzert in Deutschland nicht. Aber in Polen ticken die katholischen Uhren noch anderes. Da schafft es eine satanistische Band, die Gemüter noch in Angst und Schrecken zu versetzten. Allerdings ist das Ganze nicht so spektakulär wie es klingt: Auf der einen Straßenseite ein paar Fans, die amüsiert rübersehen, auf der anderen die Protestanten, die Lieder singen und eisern vier Stunden beten. Dazwischen die Polizei, die sich langweilt und zum Glück unfreiwillig mein Auto bewacht. Danke Jungs! In den 90ern wurden meinen Eltern in dem Land ein Auto geklaut. So konnte ich mir entspannt die Show ansehen, ohne Angst zu haben, dass wir rauskommen und nur einen leeren Fleck vorfinden. Als polnischer Steuerzahler hätte ich mich aber geärgert, dass so viel Geld zum Fenster hinausgeschmissen wird. Gut, hätte auch anders laufen können.   

Also ab zum Konzert! In der Halle angekommen wundern wir uns über die Größe des Veranstaltungsortes. Sie wirkt sehr modern, mit einem Fassungsvermögen von circa 3.000 bis 4.000 Zuschauern. Die Ordner und Arbeiter an der Theke tragen alle einen Anzug mit Krawatte. Wären die ganzen langhaarigen Fans nicht hier, würde man denken, man geht ins Theater. Die Bühne ist schön groß und sämtliches BEHEMOTH Equipment ist aufgebaut. Um18.30 fängt die erste Vorgruppe an.
MORD'A'STIGMATA überzeugen uns mit doomigen (post) Black Metal. In den 40 Minuten spielen die Jungs vor allem viel von der letzten „Ansia“-Scheibe, die ich mir günstig beim Merch-Stand kaufe. Stimmlich erinnert Sänger und Bassist Ion an Nergal. Wie alle anderen Vorbands auch MORD-A-STIGMATA, dürfen sie die volle Lichtshow von BEHEMOTH mitverwenden.
Danach wird’s musikalisch kriminell! MERKABAH ist nicht jedermanns Sache und schnell spielen die Polen die Halle leer. Die Rolle eines Sängers wird durch einen Saxophonisten übernommen, der alles in Grund und Boden bläst. Zwar merkt unser Reisebegleiter Michael an, dass es ja schon ziemlich apokalyptisch klingt, aber mit aufgerollten Zehennägeln verlassen wir die Halle. Mehr als 10 Minuten ist dieses Inferno nicht zu ertragen.
Als letzte Vorgruppe treten TRIBULATION aus Schweden an. Gespielt wird oldschooliger Death-Thrash, der immer wieder mit richtig geilen psychedelischen Versatzstücken punktet. Der dritte Song erhält sogar fast nur diese Elemente - wirklich schöne Gitarren und eine packende Atmosphäre. Kurzsichtige freuen sich über die beiden attraktiven Gitarristinnen. Bei näheren Betrachten entpuppen sich diese aber als sehr dünne und feminin gekleidete Herren. Für die Musik gibt es einen Daumen nach oben.


Wie sieht wohl eine BEHEMOTH Show im Heimatland der Musiker aus, fragen wir uns kurz vor Beginn. Wird sich das Spektakel von den Shows in Deutschland unterscheiden? Vor Beginn des Sets drehen schon mal die ersten Fans durch und rufen entweder „BEHEMOTH, BEHEMOTH“ oder „Auf die Fresse, auf die Fresse“ (natürlich auf Polnisch). So eine Stimmung vor dem Konzert habe ich bei der Band noch nie erlebt. Das macht schon mal Freude auf gleich. Wie auf allen Konzerten der Tour wird mit „Blow Your Trumpets Gabriel“ gezockt. Danach folgt „Ora Pro Nobis Lucifer“. Allerdings gibt’s davor ein polnisches Intro. Das Vater Unser wird in der Muttersprache durch den Samplerfleischwolf gedreht, so dass es schon sehr dämonisch und „evil“ wirkt. Die Textzeilen „For thine is the kingdom and the power....“ werden von den Fans lauthals mitgebrüllt. Auch wir kennen kein Halten mehr und machen mit. Gänsehaut pur! Bei „Conquer All“ steht die Halle Kopf und feuert mit „HEY! HEY! HEY!“ in den entsprechenden Passagen die Musiker an. „Decade Of Therion“ lässt die Köpfe nur so wirbeln. „We destroy Angels with Sound! We destroy Angels with silence!“ HERRLICH! Danach folgen „As Above So Below“ und „Slaves Shall Serve“. Bei „Christians To The Lions“ knackt es plötzlich und die P.A. fällt aus. Unbeeindruckt holzen BEHEMOTH den Song weiter durch. Wir hören nur den Monitorsound und starren angewurzelt Richtung Bühne. Beim nachfolgenden „The Satanist“ ist aber wieder alles in Butter. Kollektives Ausrasten und Moschen ist weiter angesagt als die Töne von „Ov Fire And The Void“ erklingen.
Eine weitere Besonderheit bei der polnischen Show ist das Cover „Ludzie Wschodu“ von der einheimischen Punk-und Cold Wave-Band SIEKIERA. Einigen dürfte der Song von der Vinyl-Single „Blow Your Trumpets Gabriel“ bekannt sein. Denn dort befindet er sich als Non-Album-Bonus-Track. Wer den Song noch nicht kennt, kann ihn hier (https://www.youtube.com/watch?v=HCj5SGhZxDA) hören. Es lohnt sich!     


Abgeschlossen wird das Konzert mit „Alas Lord Upon Me“, „At The Left Hand of God“, und einem göttlichen „Chant For Eschaton 2000“. Als Zugabe fungiert wie auf der ganzen Tour „O Father, O Satan, O Sun!“. Gerüchten zufolge soll Jimmy Page bei Nergal angerufen haben, um das Kashmir-Riff zurückzufordern. Gut geklaut ist aber besser als schlecht komponiert! So ist der Song ein wirkliches Monster, das sich für immer in Deinem Hirn fest beißt.
Das Bühnenlicht erlischt und die Band verschwindet ins Dunkle und hinterlässt uns vollkommen überwältigt. Auch wenn ich die Band in diesem Jahr zum vierten Mal gesehen habe, es kam zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. BEHEMOTH sind dieser Tage die beste und intensivste Extrem Metal Band dieses Planeten. Zum Einen durch überragende Alben, zum Anderen durch eine energiegeladene Performance sowie dazugehörigen Gimmicks wie Feuer, schwarzer Konfettiregen, Blutspucken oder die ausdruckslosen Teufelsmasken am Schluss.
Im Übrigen wurde am 05.10. auf der Facebook-Seite der Band verkündet, dass das Posen Konzert komplett abgesagt werden musste. In einem Schreiben an den Veranstalter begründet der Rektor die Entscheidung, dass sich Bewohner beschwert hätten und die Sicherheit der Studenten auf dem Campus durch das Konzert gefährdet sein könnte. Inoffiziell wurde an BEHEMOTH die Information herangetragen, dass eine höhere politische Institution dem Rektor mit Kündigung gedroht habe, sollte er das Konzert auf dem Unigelände stattfinden lassen. BEHEMOTH zeigten sich über diese Art der Zensur in ihrem Heimatland traurig und bestürzt.

Der offizielle Kommentar lässt sich hier finden http://www.facebook.com/behemoth/photos/a.82940612871.79389.7174402871/10152483909267872/?type=1&theater.   



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